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Der
„ALLAGASH WILDERNESS WATERWAY“ Eine
Traum - Canadiertour im Land der unbegrenzten Möglichkeiten
zur Karte „THE
ALLAGASH WILDERNESS WATERWAY, ESTABLISHED BY THE PEOPLE OF MAINE HAS
BEEN DESIGNATED A STATE WILD RIVER AREA IN THE NATIONAL WILD UND SCENIC
RIVERS SYSTEM...“ so
steht es auf einer Bronzetafel in der Nähe der „CHASE RAPIDS“ auf
halber Strecke. Dieser
Allagash Wilderness Waterway war unser Ziel. Mit Jörg, unserem
Organisator und „Guide“ waren wir acht Mann. Wir trafen uns Ende
September an einem Freitag, einige Wochen nach einer Schnuppertour auf
der Lahn erwartungsvoll auf
dem Flughafen Frankfurt. Dass dieser
Fluss irgendwo im Norden Amerikas im Bundesstaat Maine liegt und
landschaftlich außerordentlich reizvoll sein sollte, konnte ich Erzählungen
und der Landkarte entnehmen. Umso gespannter war ich, was da wohl auf
uns zukommen sollte, war es doch meine erste Reise über den großen
Teich. Mit
der Icelandair mit Zwischenstopp in Reykjavik flogen wir nach Boston.
Wir besorgten uns zwei Mietautos und fuhren zu unserem ersten Quartier,
zu Freunden von Jörg. Zum
Abendessen gab es „Lobster“ , Hummer, eine Spezialität an der Ostküste Den
nächsten Tag nutzten wir, um unsere Ausrüstung zu vervollständigen;
im Hilton Tent City, einem Outdoorstore in Boston, schlug unser
Outdoor-Herz höher, über vier Stockwerke fand jeder, was er noch benötigte.
Dies hielt uns jedoch nicht davon ab, am nächsten Tag auf der Fahrt gen
Norden, bei L.L. Bean die legendären Bean-Boots, wasserdichte Schuhe
und Stiefel in allen Variationen, zu erstehen. Diese Stiefel sind ideal
für längere Bootstouren, auf denen man immer wieder ins Wasser steigen
musste, bestehen sie doch aus einem Gummistiefel ähnlichen Schuh, an
dem ein Lederschaft angenäht ist. Diese Kombination ist sehr leicht und
geschmeidig, und vor allem wasserdicht. Weiter
ging die Fahrt nach Fort Kent an der Grenze zu Kanada, wo wir unsere
Boote übernehmen und die Autos abstellen wollten. Unterwegs nutzten wir
die Gelegenheit, um bei SHAW & TENNEY die Produktion von Paddeln zu
besichtigen und uns natürlich mit den begehrten Paddeln einzudecken. Auf
dem Weg lag auch ein Korbflechter, bei dem wir herrliche Baskets
erstanden. Bootsbauer
und Künstler Als
Fan und Selberbauer von Wood & Canvasbooten stand für mich ein ganz
besonderes Highlight als nächstes bevor: Der Besuch und die Übernachtung
bei Jerry Stelmok, Mitautor des Buches „The Wood & Canvas Canoe“,
aus dem ich sämtliche Informationen über den Bau meines ersten Wood
& Canvas – Bootes entnommen hatte ( s.a. Island
Falls Canoe ). Bei Jerry, einem begnadeten
Bootsbauer, Buchautor und Künstler, konnten wir in seinem Atelier einen
in Arbeit befindlichen Sojourner, einen Wood & Canvas – Canadier,
von denen er zum Millenium 12 Stück baut und mit Szenen aus der Natur
rundum handbemalt, bewundern.
Am
nächsten Tag ging’s weiter Richtung Norden, nicht ohne auf der
Strecke uns mit Ahornsirup direkt vom Hersteller einzudecken. Spätnachmittags
endlich in Ein
dickes Lob
an Franz, der die Proviantliste akribisch ausgearbeitet hatte und,
wie es sich nach der Fahrt herausstellen sollte, alles im
richtigen Verhältnis berechnet hatte. Bei Nieselregen und einbrechender
Dunkelheit konnten wir endlich erstmals unsere Zelte aufstellen und auf
dem offenen Feuer unser Abendessen zubereiten. Tags
darauf holte uns der Outfitter ab, um uns zusammen mit den Booten zu
unserem Einsetzpunkt, dem Chamberlain Lake zu bringen. Wir mieteten uns
zwei „Old Town Discovery 16“ und für die schwergewichtigen von uns
zwei „Old Town Trapper XXL 18,5‘‘“. Von
den ca. 200 km, die wir zurücklegten, ging es ca. 100 km auf
ungeteerten Forstwegen nur durch Wald, ohne jegliche Dörfer oder
Ansiedlungen. Kaum
angekommen, konnten wir es kaum erwarten, bis unsere gesamte Ausrüstung
verstaut war, um in die Boote zu kommen. Endlich
in den Booten Welch
ein herrliches Gefühl, endlich im Boot zu sitzen, die Ruhe und Stille
zu genießen und mit lockeren Paddelschlägen dahin zu gleiten. Wir
sollten uns immer am rechten Ufer halten, empfahl uns unser erfahrener
Guide Jörg, der diese Strecke schon des öfteren befahren hatte. Umso
größer war das Erstaunen, als am Ende der Bucht nicht die erwartete
Portage kam. Es stellte sich heraus, dass wir die Bucht nicht hätten
ausfahren sondern queren sollen. So blieb uns nichts anderes übrig, als
zwei Stunden wieder den gleichen Weg zurückzulegen. Zwischenzeitlich
kam Gegenwind auf, und nach einer Weile machten wir die erste Pause auf
dem Ufer. Kaum wieder in den Booten, entwickelte sich der Wind zur
Sturmstärke, so dass wir abbrechen und bei einer Ansammlung von Blockhütten,
einem Jagdcamp, an Land gehen mussten. Kein
Mensch war zu sehen, den wir um Erlaubnis bitten konnten, für eine
Nacht die Zelte aufzuschlagen, so dass wir uns mit gemischten Gefühlen
häuslich einrichteten und zuerst mal Kaffee kochten. War uns doch die
Einstellung in Amerika über das Betreten von fremdem Grund und Boden
wohl bewusst. Außer zwei Rehen und zwei Weißwedelhirschen, die
vertraut bis auf 4 m zu uns herankamen und das saftige Gras ästen, kam
niemand, so dass wir uns doch beruhigt in unsere Zelte verkrochen. Am
nächsten Morgen lag der See wie ein Spiegel vor uns – kein Lufthauch
regte sich, so dass wir frühzeitig unsere Tour fortsetzen konnten.
Gegen Mittag kamen wir zu unseren ersten Portage, die uns etwas
Abwechslung brachte und bald geschafft war und wir den Eagle Lake in
Angriff nehmen konnten
zur
Karte. Sturm
auf dem See Langsam
kam wieder Wind auf, vorerst mäßig von vorne, bald aber kräftiger
werdend. Zwei Solokajakfahrer, die wir an der Portage trafen und anfangs
noch vor uns waren, hatten wir bald eingeholt. Bei immer stärker
werdendem Wind kamen wir in den Zweierkanadiern noch voran, während die
Kajakfahrer umkehren mussten. Nun
begann unser Kampf gegen den Wind. Gott sei Dank kam er uns direkt von
vorne, denn wenn uns die zwischenzeitlich ca. 60 – 70 cm hohen Wellen
von der Seite überrollt hätten, wäre ein Volllaufen der Boot
unvermeidbar gewesen. So schaukelten wir in den Wellen und schaufelten
was das Zeug hielt. Wir mussten über den See in den Windschatten, wo
auch unser nächster Campground lag.
Ein
Anlanden am näheren windseitigen Ufer kam nicht in Frage, dort konnten
wir unmöglich unser Lager aufschlagen. Es gab keinen Ausweg: Wir
mussten uns der Naturgewalt mit aller Macht entgegenstellen. Kamen wir
vom Fleck oder trieb uns der Wind womöglich zurück? Lange Zeit konnten
wir keinen Erfolg erkennen, der Wind blies mit unverminderter Schärfe,
Gott sei Dank war es ein relativ warmer Wind, Welle um Welle mussten wir
abreiten und höllisch aufpassen, dass uns keine von der Seite ins Boot
schwappte. Der
Vordermann war längst von oben bis unten nass, auch im Boot sammelte
sich langsam mehr Wasser, an ein Ausschöpfen war aber nicht zu denken,
wir konnten keinen Schlag aussetzen. Langsam jedoch fassten wir Mut: Das
Ufer kam näher. Nach
geraumer Zeit kamen wir tatsächlich in den Windschatten und fast
schlagartig ließen die Schwierigkeiten nach. Noch eine halbe Stunde und
wir konnten gegen 16.00 Uhr den Campground „Pump Handle“ anlaufen.
Vorbei die Schinderei, im Windschatten war es so angenehm mild, dass wir
uns ein Bad gönnten, während Jörg bereits wieder beim Brot backen
war. Tags
darauf wieder dasselbe Spiel: Anfangs noch windstill, tagsüber frischt
der Wind bis auf annähernd Sturmstärke auf. Aber heute haben wir keine
so großen offenen Wasserflächen zu überqueren, dafür ist heute der
Wind eiskalt bei glasklarem Himmel. Wir durchqueren den Churchill Lake
und schlagen unsere Zelte am „Churchill Dam“ auf. Im
Bärenland Mit
dem Ranger, dem wir bald darauf begegneten, vereinbarten wir, dass er
uns am nächsten Tag die folgenden „Chase Rapids“ mit seinem Auto
mitsamt Bootstrailer umfahren sollte, da die für uns unfahrbar waren
und wir uns so eine lange ungemütliche Portage ersparen konnten. Der
Ranger warnte uns noch vor einer zu erwartender kalter Nacht mit
heftigen Minusgraden und nicht zuletzt vor einem Bär, der hier sein
Unwesen treiben solle und sich auf Essensreste auf diesem Campground
spezialisiert habe.
Nach
dem Abendessen verpackten wir alle Lebensmittel besonders sorgfältig
und vor allem luftdicht und verstauten sie etwas abseits von unseren
Zelten. Zwischenzeitlich wurde es finstere Nacht und bereits ungewöhnlich
kalt, dafür erfreute uns der klare Sternenhimmel und später – welch
eine Überraschung und Erstaunen – mit einem fantastischen Nordlicht. Für
mich wurde dies eine lange Nacht: Mein Schlafsack hielt nicht das, was
er versprach und so bibberte ich dem Morgen entgegen: Minus acht Grad
zeigte am Morgen das Thermometer und in unseren Wasserflaschen klimperte
das Eis. Pünktlich
um 8.30 h war der Ranger zu Stelle und nach dem Verstauen der Ausrüstung
und der Boote ging es zur neuen Einsetzstelle unterhalb der Rapids. Während
der Fahrt erzählte uns der Ranger, dass der Bär ihn aufgesucht hätte
und seine Verpflegung vernascht hätte, während er uns verschont hatte,
was uns ein deutliches Grinsen ins Gesicht trieb! Paddeln
im Stehen Wieder
im Boot, fanden wir eine ganz andere Situation vor als die Tage vorher: Vor
uns lag ein Flussbett, übersät mit kleinen und großen Felsblöcken
mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von vielleicht 20 cm, so dass
wir höllisch aufpassen mussten, um ein Durchkommen zu finden. Der
Hintermann fuhr meist im Stehen, so dass er einen besseren Überblick
behielt. Jetzt bewährten sich unsere überlangen Guidepaddel, die wir
wohlweislich bei Shaw & Tenney gekauft hatten!
Aber
ganz ohne Schieben und Aussteigen ging’s nicht. Mittendrin saßen wir
wieder fest und es ging weder vor- noch rückwärts. Und wenn’s nicht
mal mit der Stakstange weiterging, half nur noch ein Tritt ins Wasser
und schieben mit aller Kraft. So
ging es den halben Tag, bis wir den „Long Lake“ erreichten, der
seinem Namen alle Ehre macht: Ein schmaler, aber sehr langer See, der
ohne große Schwierigkeiten bewältigt wurde. Zwischenzeitlich konnten
wir immer wieder Elche bewundern, die am oder im Wasser ästen und uns
neugierig musterten, bis wir ihnen doch zu nahe kamen und sie mit
erstaunlich geschmeidigen Schritten im Ufergebüsch verschwanden. Am
Ausgang des Sees hatten wir wieder starken Wind, dieses Mal aber zur
Abwechslung direkt von hinten, so dass wir mit einem Höllentempo
dahinschossen, was aber genauso unsere volle Konzentration verlangte, um
nicht quergetrieben zu werden. Am
„Long Lake Dam“ dann unser nächster Campground, den wir bei Wind
und Regen erreichten. Nachts trommelte außerdem Regen auf unser Zelt,
so dass wir uns für den nächsten Tag auf ein ungemütliches Wetter
einstellten. Um so größer war unser Erstaunen am Morgen, als wir milde
15 Grad vom Thermometer ablasen und der Regen sich verzogen hatte. Der
nächste Tag brachte uns wieder Flachwasserpaddeln und Staken im Stehen
auf einem fast wasserlosen Flussabschnitt, was sicherlich auch seinen
Reiz hatte und wir viel über die Fließeigenschaften des Flusses und über
unsere eigenen Kommunikationsschwierigkeiten lernen konnten. Die
einfachsten Kommandos vom Hinternmann, wie „links“ wurden erst nach
drei Rechtsschlägen und somit viel zu spät befolgt, wenn wir schon in
der Sackgasse steckten. Aber
mit gemeinsamer Anstrengung brachten wir das Boot jedes Mal wieder
flott, viel zu früh waren wir am kleinen „Round Pond“ angekommen,
um am herrlich gelegenen Campground „Inlet“ wieder mal unsere Zelte
aufzubauen. Diese
Campgrounds, die in ausreichender Zahl meist an den schönsten Plätzen
eingerichtet sind, bestehen aus einer oder mehreren Feuerstellen mit
massivem Rost, einem grob zusammen gezimmerten Tisch mit Bank und etwas
abseits einem Plumpsklo. Zwar ist meistens Feuerholz in Form von ca. 4o
cm langen Baumabschnitten vorhanden, diese sind jedoch so massiv und
wuchtig, dass sie mit unserer mitgeführten Axt unmöglich
kleinzukriegen waren, so dass wir uns meist umgestürzte Bäume suchten,
deren Äste wir bequem zerkleinern konnten. Ruhetag Der
nächste Tag war ein Sonntag, und da wir gut in der Zeit lagen,
beschlossen wir, einen Ruhetag einzulegen. Vormittags überquerten wir
gemütlich den See, um einen Feuermeldeturm zu ersteigen, den wir nach
einer einstündigen Wanderung durch herrlichen Herbstwald erreichten und
von dem wir einen phantastischen Überblick genießen konnten.
Nachmittags ließen wir uns unseren selbstgebacken Kuchen munden und uns
die Sonne auf den Pelz brennen. Abends
nutzte Jörg noch die Gelegenheit, um noch einmal über den See zu
paddeln. Außerhalb
des Windschattens unseres Ufers und innerhalb weniger Minuten frischte
der Wind wieder dermaßen stark auf, dass er auf der Rückfahrt bei
Gegenwinde nicht vom Fleck kam. Wir
beobachteten von unserem Lager mit unseren Ferngläsern, wie er
versuchte, mit seinem großen
Boot, das jetzt ohne Gepäck war und somit dem Wind eine große
Angriffsfläche bot, vom Fleck zu kommen. Zwischenzeitlich wurde es
immer finsterer und so kam unser Entschluss nicht zu früh: Jörg ist in
Nöten, wir müssen ihm zu Hilfe kommen. Herrmann, Alois und Detlev
schnappten sich Paddel, Schwimmwesten, Stirnlampen und Boot und fuhren
ihm entgegen. Mit Rückenwind hatten sie ihn bald erreicht und Detlev
stieg zu Jörg ins Boot und mit vereinten Kräften kommen Sie bei
stockfinsterer Nacht wohlbehalten zum Anlandeplatz, den wir
zwischenzeitlich mit einer auf einer Stange befestigten Gaslaterne als
Hilfsleuchtturm ausgestattet hatten. Der
achte Tag unserer Tour bescherte uns wieder einen sehr seichten
Flussabschnitt mit Kies- und Schotterbänken fast über die gesamte
Flussbreite, dass ein Weiterkommen oft auch vom Glück und Zufall abhing
und natürlich von unserer Muskelkraft, wenn wir wieder mal aufgelaufen
waren. Dazu kam noch schlechteres Wetter mit kaltem Wind und zeitweise
Regen, so dass wir endlich froh waren, „Michauds Farm“ zu erreichen,
unser letzter Campground, wie sich herausstellen sollte. Denn
die Rangerin, von der wir schon erwartet wurden und bei der wir uns
abmeldeten, empfahl uns dringend, nicht weiterzufahren, da der
Wasserstand noch mal um ein Drittel niedriger sei als letztes Jahr. Dies
deshalb, weil ab dem 1. Oktober kein Wasser mehr von den Stauseen
abgelassen wird. So
bauten wir zum letzten Mal unsere Zelte auf und freuten uns auf unser
Abendessen, das von einem leckeren Früchtekuchen gekrönt wird, den uns
die Rangerin schenkte! Auch
der schönste Urlaub geht mal zu Ende, mein „Shaw & Tenney“ an
der Wohnzimmerwand bringt mir dieses wunderbare Erlebnis immer wieder in
Erinnerung. Weitere Links:
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